top of page

Digitale Transformation im Spital: Wie Technologie Menschlichkeit stärkt – und nicht ersetzt

  • Autorenbild: Thomas Nowotny
    Thomas Nowotny
  • 21. Mai
  • 2 Min. Lesezeit

Digitale Systeme, elektronische Patientenakten und Telemedizin – die Digitalisierung schreitet auch im deutschsprachigen Gesundheitswesen voran. Gleichzeitig wächst die Sorge, dass Menschlichkeit auf der Strecke bleibt. Doch richtig umgesetzt, kann Technologie das Gegenteil bewirken: Mitarbeitende entlasten und Patient:innen mehr Nähe und Sicherheit geben.


ree


Digitalisierung im Gesundheitswesen: Status quo und Trends

In Deutschland wurde die elektronische Patientenakte (ePA) eingeführt, in Österreich sorgt die ELGA (Elektronische Gesundheitsakte) für eine einrichtungsübergreifende Dokumentation, und in der Schweiz entstehen kantonale Lösungen für die digitale Pflegedokumentation.


Diese Systeme haben ein gemeinsames Ziel: weniger Doppeluntersuchungen, schnellere Informationsflüsse, mehr Patientensicherheit. Doch die Realität zeigt: Viele Mitarbeitende empfinden die Digitalisierung zunächst als Mehrbelastung – durch neue Oberflächen, zusätzlichen Dokumentationsaufwand oder fehlende Schulungen.


Chancen: Wenn Digitalisierung entlastet

  • Weniger Dokumentationsaufwand: Eine Studie der Universität Wien zeigt, dass digitale Dokumentationssysteme in Pflegeheimen den Zeitaufwand für Pflegende um durchschnittlich 20 % reduzieren¹.

  • Bessere Versorgung durch Datenzugang: Laut einer Evaluation der Bertelsmann Stiftung ermöglicht die elektronische Patientenakte in Deutschland eine schnellere Informationsweitergabe, wodurch Doppeluntersuchungen vermieden werden².

  • Akzeptanz bei richtiger Umsetzung: Eine Schweizer Untersuchung zur digitalen Pflegedokumentation belegt, dass Pflegende nach einer Einführungsphase deutliche Entlastung verspürten – vorausgesetzt, sie waren in die Gestaltung eingebunden³.


Risiken: Wenn Technik zum Selbstzweck wird

Digitalisierung birgt auch Risiken – besonders dann, wenn sie rein kostengetrieben oder halbherzig eingeführt wird.


  • Übertechnisierung: Patient:innen erleben sich als „Fälle“ statt als Menschen.

  • Komplexität: Systeme ohne ausreichende Schulungen überfordern Teams.

  • Akzeptanzprobleme: Werden Mitarbeitende nicht eingebunden, entstehen Widerstände – die Technik wird umgangen.


Die Folge: Anstatt zu entlasten, entsteht zusätzlicher Frust.


Erfolgsprinzip: Menschlichkeit im Mittelpunkt

Digitale Transformation gelingt dann, wenn der Mensch im Mittelpunkt steht:


  1. Mitarbeitende einbinden: Wer die Systeme täglich nutzt, muss von Anfang an beteiligt sein.

  2. Schrittweise Umsetzung: Kleine, begleitete Schritte schaffen Vertrauen und Routine.

  3. Technologie als Werkzeug, nicht als Ersatz: Digitale Systeme übernehmen Routineaufgaben – damit mehr Zeit bleibt für das Wesentliche: persönliche Zuwendung zu Patient:innen.


Praxisbeispiele aus der DACH-Region

  • Deutschland: Erste Auswertungen zur ePA zeigen, dass Ärzt:innen Zeit sparen, wenn Vorbefunde digital vorliegen. Gleichzeitig betonen Studien, dass Akzeptanz nur durch gezielte Schulungen steigt².

  • Österreich: Pflegeheime, die ELGA aktiv nutzen, berichten von besserer Informationsqualität und weniger Rückfragen zwischen Einrichtungen. Dennoch sehen Mitarbeitende hohen Schulungsbedarf, um das System effizient einsetzen zu können¹.

  • Schweiz: In mehreren Kantonen hat die Einführung digitaler Pflegedokumentationen zu einer Entlastung der Pflegekräfte geführt – insbesondere bei Übergaben und Qualitätskontrollen³.


Fazit: Digitalisierung als Chance zur Menschlichkeit

Digitale Transformation ist kein Selbstzweck. Sie kann Arbeitsprozesse vereinfachen, Qualität erhöhen und Mitarbeitende entlasten – vorausgesetzt, sie wird menschenzentriert gestaltet.


Die entscheidende Frage lautet: Dient die Technik der Menschlichkeit – oder ersetzt sie sie? Wer Digitalisierung als Werkzeug begreift, vereint moderne Technologie mit echter Nähe im Gesundheitswesen.


So wird Digitalisierung zur Chance für eine bessere, menschlichere Versorgung – gerade im deutschsprachigen Raum.


Quellen

  1. Universität Wien (2023): Digitale Dokumentation in Pflegeheimen – Effekte auf Arbeitszeit und Qualität. PDF-Link

  2. Bertelsmann Stiftung (2022): Elektronische Patientenakte – Evaluation der Einführung in Deutschland. Studie

  3. Hochschule Luzern (2022): Digitale Pflegedokumentation in der Schweiz – Auswirkungen auf Pflegekräfte und Organisationen. Bericht


 
 
 

Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen
bottom of page